IAS 39 – Hedging von Rohstoffen für Fertigungsaufträge (ARCHIV)
IAS 39.82 als Problem bei Metallen oder Komponenten, die im Rahmen von Rezepturen in eine Fertigung eingehen
Problemstellung
IAS 39.82 lässt eine Hedging Beziehung für non-financial items nur dann zu, wenn alle Risiken abgedeckt werden. Als Grund wird angeführt es sei schwierig, ein bestimmtes Risiko zu isolieren und eine Bewertung zuverlässig zu ermitteln.
Auswirkungen auf das Hedging von Rohstoffen
Rohstoffe sind eindeutig non-financial items. Eine Produzent, der einen festen Fertigungsauftrag erhält und für diesen Auftrag bestimmte Rohstoffe für die Produktion benötigt, die Preisschwankungen am Weltmarkt unterliegen, kann Kontrakte über die für die Produktion benötigten Mengen zu Festpreisen abschliessen, um seine Kalkulation abzusichern.
Sofern diese Rohstoffe im Rahmen einer Rezeptur in das Endprodukt eingehen steht IAS 39.82 einem Hedging entgegen, weil es keine Hedging Beziehung zwischen dem Kontrakt und dem Endprodukt gibt. Es liegt lediglich eine Beziehung zu einer Komponente des Endprodukts vor, die übrigen Risiken des Endproduktes sind nicht abgesichert.
Beispiel:
Ein Produzent von nahtlosen Nickel-legierten Rohren bezieht Nickel-legierte Stangen als Rohmaterial mit einem variablen Legierungszuschlag. Die benötigten Stangen des Rohmaterials für eingehende Aufträge zur Lieferung von Nickel-legierten Rohren werden gemäß den terminlichen Abfolgen der Produktion bestellt (Grundgeschäft). Der darin enthaltene Nickel Anteil der Rohmateriallieferung wird über Kontrakte abgesichert (Sicherungsgeschäft).
Der Sicherungskontrakt enthält einen Kontraktpreis in Euro, die Menge sowie den Zeitraum. Sofern der Marktpreis für Nickel sich gegenüber dem Kontraktpreis verändert, erfolgt entweder eine Zahlung an den Produzenten für den Fall einer Preiserhöhung zum Zeitpunkt der Abrechnung des Kontraktes = Abrechnungszeitpunkt des Rohmaterialeinkaufs oder eine Zahlung des Produzenten für den Fall einer Preissenkung. Der Produzent hat das Recht, den Sicherungsvertrag gegen eine feststehende Einmalzahlung abzulösen. Anschaffungskosten für den Abschluss des Sicherungsvertrages entstehen nicht.
Feststellen der Hedging Beziehung
Es handelt sich bei dem Grundgeschäft um eine zukünftige Transaktion und nicht um die Absicherung im Bestand lagernder Vorräte (ansonsten Fair Value Hedge). Abgesichert wird der zukünftige Rohstoffpreis, hier der Nickel Basispreis. Die Voraussetzungen nach SFAS 133 par. 29g, IAS 39.86(b) liegen vor.
Das Grundgeschäft wird auch mit hoher Sicherheit eintreten, es liegen Aufträge vor. SFAS 133 par. 29b und IAS 39.88c sind erfüllt. Damit liegt ein Cash-Flow Hedge einer zukünftigen Transaktion vor. Die Effectiviness der Vereinbarung kann in aller Regel bei solchen Konstellation nachgewiesen werden, insbesondere liegen meist bereits abgewickelte Aufträge vor. IAS 39 AG105-AG107 sind deshalb kein Hindernis.
Es bleibt aber dabei, dass es keine direkte Beziehung zwischen dem Nickel Basispreis Kontrakt sowie dem Auftrag für die Fertigung des Endproduktes, hier der Rohre gibt. Der Wortlaut von IAS 39.82 steht damit der Anwendung der Hedging Bilanzierung entgegen.
Möglicher Ausweg
Bei Rohstoffen, die in Form von Rezepturen mit festen Mengen in die Produktion eingehen, ist es ohne Probleme möglich, das gesicherte Risiko zu separieren und zu bewerten. Die Begründung von IAS 39.82 ist demnach falsch.
Es gibt einen einfachen Weg trotzdem zu einer Hedging Bilanzierung zu gelangen:
Nach SFAS 133 wäre im vorliegenden Fall das Hedging zulässig (SFAS enthält dazu ein Beispiel). Nach IAS 8.12 sowie den ergänzenden Erläuterungen in IAS 8.BC16-BC18 kann die Geschäftsführung bei der Bestimmung von Buchführungsmethoden auf vergleichbare Vorschriften anderer Standard-Setter mit den IAS vergleichbarer Struktur zurückgreifen, sofern die Regeln nicht in Konflikt mit IAS stehen und IAS selbst keine oder nicht ausreichende Regelungen enthalten.
Die Vorschrift in IAS 39.82 enthält aber eine fehlerhafte Begründung. Nach dem true and fair view Prinzip kann eine Vorschrift, die zu einem fehlerhaften Ausweis führt, durchbrochen werden. Danach muss hier die fehlerhafte Vorschrift auch nicht beachtet werden, sie wird ersetzt durch eine vergleichbare Methode nach SFAS 133.
Diese Argumentationskette ist in sich schlüssig und sollte, untermauert mit entsprechenden Unterlagen, für die genannten Fälle herangezogen werden.
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